Halboffene Weidelandschaft - Mode oder realisierbare Zukunftsvision
Vieler Orts noch unbekannt, in manchen Fachkreisen umjubelt, in anderen sehr umstritten - wie sieht es mit der Praxis der Halboffenen Weidelandschaft aus?
Intensivnutzung prägt unsere heutige Landschaft. Vielerorts sind Wald und Wiesen durch Acker ersetzt. Die heutige Landwirtschaft ist der Hauptbelaster unserer Meere. Durch unangepasste Bodennutzung zerstört sie über Erosion und Bodeneintrag in Gewässer außerdem die Laich- und Aufwuchsgebiete von Forelle und Lachs.
Derartige Naturzerstörung wird der Steuerzahler nicht dauerhaft subventionieren wollen.
Es sind deshalb inzwischen verschiedene Ansätze entstanden, um standortgerechte, nachhaltige Landwirtschaftsformen zu prüfen. Einer davon ist die so genannte Halboffene Weidelandschaft - nicht zu verwechseln mit ungesteuerter Beweidung, deren Folgen beispielhaft in Irland bereinigt wurden.
Da kann es ganz schön bunt werden (Noerrestrand, Horsens, DK).
Durch extensive Weidewirtschaft mit robusten, wenig anspruchsvollen Arten und Rassen werden Ansätze einer möglichst wenig energie-aufwändigen Bodennutzung geprüft.
Details finden sich z.B. unter
- Halboffene Weidelandschaft Höltigbaum, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
- Crawinkel - schönes Beispiel aus Thüringen
Kritik aus bisherigen Erfahrungen extensiver Beweidung entstand in vielen Fällen dadurch, dass die Herden nicht vereinbarungsgemäß "geführt" wurden. Entsprechende Kontrollen lassen meist zu wünschen übrig. Zunahme der Bestandsstärke bis zur Vervielfachung ließ als Folgen Überweidung, Erosion und Gewässerbelastung entstehen.
Im Themenfeld extensive Landnutzung über Landschaftspflege bis hin zur Nutzung von Schutzgebieten hat sich ein Arbeitsfeld entwickelt, das hier ebenfalls erwähnt werden soll: die Rückzüchtung des Auerochsen.
Die Edmund Siemers-Stiftung hat ein Beweidungsprojekt begleitet, das sich im Quellgebiet der Nesse befindet, einem Geschützten Landschaftsbestandteil (GLB) der Stadt Erfurt.
Einige wenige Bilder zum Auerochsen, nicht nur von der Nesse.
Diese kleine Familie entspricht etwa dem gewünschten Bild. Allerdings sind die Tiere noch zu klein (Widerristhöhe der Bullen soll etwa 1,80 m betragen) und dem Bullen fehlt der typische gelbe Aalstrich auf dem Rücken. Die Zuwendung zum Fotografen ist zwar schön für das Bild, zeigt aber die Herkunft dieser Tiere aus zoo-ähnlicher Haltung.
Kuh und Jungbulle, diesmal mit dem hellen Rücken.
Diese Herde zeigt das gewünschte Verhalten und kümmert sich nicht um Besucher. Die weißen Tiere entstammen einer großen Rinderrasse und sollen helfen, die Zielgröße zu erreichen.
Wichtig ist natürlich die Information über das Projekt. Richtig durchgeführt erzielt diese schonende Landnutzung nicht nur den Reichtum der standorttypischen Tier- und Pflanzenarten, sondern auch Gewinn für uns Menschen.
Lebensräume für Flussperlmuscheln werden in den Bächen sicher nicht ohne weiteres zu erzielen sein. Andere anspruchsvolle Arten wie die Kieslaicher Forelle und Lachs, die anderen Fisch- und Wirbellosenarten der heute gefährdeten Bäche und Flussläufe werden aber profitieren.
Mehr Waldwissen ist für uns alle gut.